Gastbeitrag von Christine K.
So, da sitze ich nun und grüble, wie ich den Gastbeitrag für Ramonas Blog am besten beginnen könnte … In Gedanken lasse ich Revue passieren, welches Abenteuer ich gemeinsam mit ihr im Juli diesen Jahres erleben durfte.
Fangen wir einfach von vorne an…
Bereits zu Beginn des Jahres hatte ich Ramona gefragt, ob sie denn auch so etwas wie ein Yoga Retreat anbieten würde. Daher war ich umso erfreuter, als sie mich dahingehend anschrieb (oder haben wir etwa telefoniert– ich habe es vergessen …). In jedem Fall erfuhr ich von ihrem Vorhaben, eine ungezwungene Tour mit lockerem Yogaeinheiten auf einer Berghütte anzubieten. Unterkunft und Verpflegung wurde durch sie organisiert, Anreise durch uns, die sich ihr als kleine Gruppe von Interessierten gerne anschließen wollten.
Vorbesprechung im Garten bei Kaffee und Kuchen
Bevor wir allerdings starteten, hatten wir die Gelegenheit, uns gemütlich bei einem Stück Kuchen und Kaffee in Ramonas Garten kennenzulernen. Ihr Mann Norbert besprach gemeinsam mit uns, welche Ausrüstung wir am besten mitnehmen sollten und wie wir zur Muttekopfhütte anreisen/gelangen könnten.
Um auf unsere Wünsche besser eingehen zu können, füllten wir einen Fragebogen aus, bei dem auch abgefragt wurde, was wir in den Bergen außer Yoga gerne unternehmen wollen würden. Schnell war klar, dass wir eine lustige Truppe mit ähnlichen Vorstellungen waren ( „Babyklettern“, „Babyrouten“, Ruhe bei einem Buch genießen… usw.).
Die Chemie stimmte also schon mal und so wuchs die Vorfreude auf diese Unternehmung umso mehr. In einer Signal-Gruppe stimmten wir uns dann zwecks Fahrgemeinschaft und Austausch ab, dass drei von uns bereits einen Tag zuvor gemeinsam anreisen und im Rutsche Hostel in Wenns übernachten würden (sehr zu empfehlen!) .
Auf geht’s nach Österreich
Nach einer gut gelaunten und kurzweiligen Anfahrt, auf der wir uns bereits näher kennenlernen konnten, genossen wir gemeinsam mit einer weiteren Teilnehmerin im gegenüber gelegenen Restaurant eines Hotels ein wunderbares Abendessen. Wir beratschlagten, ob wir aufgrund der Wetterverhältnisse evtl. statt Wandern einen Kochkurs oder in einer Käserei Käse von Hand schöpfen könnten… (früh gab es wohl Schnee, dann nur leichten Nieselregen bei 6-7Grad…). Nach einer angenehmen Nacht und einem schnellen Frühstück im Café Baguette im Impreismarkt ging es los zum Abstellen des Autos an der Talstation in Imst.
Der Drischlsteig (k)ein Angstgegner
Wie verabredet und mit aktuellen Fotos vorbereitet, empfingen uns Ramona und Norbert an der BergStation der Bergbahn, wo uns der Drischlsteig zur Muttekopfhütte führen sollte. Bereits im Vorfeld war genau dieser ca. 45minütige Steig ein Angstgegner für mich und eine weitere Teilnehmerin gewesen, da wir beide mit Höhenangst zu kämpfen haben. Voller Adrenalin und Vorfreude meisterten wir mit mentaler Unterstützung selbst diese erste Hürde mit klammen Seilstegen und rutschig matschigem Untergrund.
Belohnt wurden wir am Ende des Stiegs mit einem sagenhafte Blick und Weg am Wasserfall in unmittelbarer Nähe der Muttehütte! Ich war schon jetzt mega stolz auf mich und entzückt von unserer Unterkunft, die in Alleinlage umringt von steilen Bergwiesen und Bergen (keine weitläufigen Almwiesen, wie ich es mir vorgestellt hatte) lag.
Willkommen auf der MutteHütte
Nach einem herzlichen Empfang durch den Hüttenwirt und Zwischenlagern unseres Gepäcks ließen wir uns durch Ramonas und Norberts Euphorie mitreißen und machten uns nach kurzer Stärkung auf den Weg, den Muttekopf zu erklimmen.
Wenn ich zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte, was mich erwartet, hätte ich wahrscheinlich vor lauter Muffesausen einen Rückzieher gemacht. Gut, dass Ramona und Norbert als erfahrene Bergsteiger, die Gunst unseres Erfolgserlebnisses vom Drischlsteig zu nutzen wussten!
Gipfelsturm
Stetig ging es bergan und Norbert erinnerte uns regelmäßig daran, gut vor die Füße zu sehen, gleichmäßige Schrittfolgen und ein gemäßigtes Tempo zu gehen. Zunächst ging es eher über mit Gras bewachsen Wege, später wandelte sich die Route in feines Geröll bis hin zu Felsen, welche teilweise mit Seilstegen und Tritten in der Wand zu bezwingen waren. Nach ca. 1,5 Stunden und einer kurzen Rast beschloss eine Teilnehmerin umzukehren, da ihre Kräfte und Kondition für weitere 1,5Std Aufstieg und den Abstieg nicht ausreichen würden.
Somit waren inklusive mir noch drei Bergsteigerinnen sowie Ramona und Norbert als Guides am Start. An schwierigen Passagen musste ich oft innehalten und meine aufkommende Panik weg atmen und an im Berg verankerter Eisentritten mit Norberts mentaler Unterstützung weiterklettern. Ich wollte es schaffen und ging beherzt weiter bis wir an einen Grat kamen, der noch ca. 30min bis zum Gipfel entfernt war.
Ich stand nach einer anstrengenden Stelle mit weichen Knien auf dieser Anhöhe mit Blick über die umliegenden Berge. Als ich mich zum Verschnaufen hinsetzte, kam die Sonne hervor und wärmste mich an dieser doch mittlerweile windigen Stelle. Ich beschloß für mich, dass es eine gute Stelle zum Warten wäre, bis alle anderen den Gipfel besteigen und mich auf dem Rückweg wieder einsammeln würden.
Denn mein Mut verließ mich beim Anblick der kommenden Passage und auch meine Beine zeigten deutliche Ermüdungserscheinungen, bin ich doch lediglich sporadischer Spaziergänger (grins).
Diesmal sprachen mir alle Mut zu und Norbert zeigte mir, wie ich diese Angststelle bezwingen könnte. So schaffte es die Gruppe, mich zu motivieren und gemeinsam erreichte ich mit ihnen Endorphin geladen das Gipfelkreuz des Muttekopfs!
Mit einer unbeschreiblich grandiosen Aussicht belohnt, stärkten wir uns bei pfeifendem Wind mit einer Vesper und ich konnte mich das erste Mal in einem Gipfelbuch verewigen. Um nicht auszukühlen, traten wir relativ zügig den Abstieg an.
Meditatives Ankommen
Durch das Fokussieren auf den Weg und das Spüren des eigenen Körpers in dieser fordernden Situation, glich der Abstieg für mich einer Mediation, einem Ankommen bei mir selbst. Gegen Ende in bereits flacheren Regionen fing es dann an zu regnen und jeder ging konzentriert sein Tempo. Überglücklich und Stolz ohne Ende erreichte ich gemeinsam mit einer weiteren Teilnehmerin die Hütte.
Unerwartete kulinarische Gaumenfreuden…
Die nassen Sachen hingen wir im beheizten Trockenraum auf, wo wir auch unsere Bergschuhe lagerten und trockneten. Danach war selbst Aufwärmen angesagt und ein wunderbares Abendessen wartete auf uns. Die Belohnung nach den Strapazen: ein unglaubliches 3 Gänge Menü – Wahnsinn!!!
Mitten in den Bergen hätte ich niemals ein derartiges kulinarisches Highlight erwartet, das einer Sterneküche würdig ist!
Satt, zufrieden und bei guten Gesprächen ließen wir den Abend ausklingen. Als wir Ramona fragten, wann wir uns morgen früh zum Yoga treffen, sagte sie 6 Uhr… wir lachten… Ramona nicht…. Schnell wurde klar: es war ihr Ernst. 😀
Müde tigerten wir in unser gemütliches 6-Bettzimmer und fielen in den wohlverdienten Schlaf.
Yoga am Morgen – vertreibt Kummer und Sorgen
Der Morgen war frisch, der Weg zur Yogaeinheit, der außen um die Hütte führte, weckte die müden Geister und so starteten wir mit einer für mich intensiven Stunde Tag. Mit klarem Geist ging es jetzt zum Hüttenfrühstück, welches nicht weniger lecker als das Abendessen ausfiel.
Erst jetzt bemerkte ich meinen körperlichen Zustand in Gänze… das Steigen der Treppen bereitete meinen Oberschenkeln doch so einige Probleme… Muskelkater vom Feinsten ließ grüßen.
Während die anderen überlegten, welche Route oder welchen Klettersteig sie heute gehen wollten, beschloß ich für mich, mir Zeit mit meinem Taschenbuch zu gönnen und einfach mal die Seele Baumeln zu lassen. Denn meiner Einschätzung nach brauchte mein Körper Erholung, um genügend Kraft zu haben, täglich in aller Frühe mit Yoga zu starten und dann am letzten Tag den Weg zur Mittelstation absteigend meistern zu können… ich sage nur: ungeübt…
So gestaltete ich die beiden verbleibenden Tage mit Regeneration, Erkundung naheliegender Wasserfälle und Bergbäche mit Wanderpartnerinnen bei guten Gesprächen und gemeinsamem Schweigen oder Beobachten der Ziegen und Landschaft, die sich um uns majestätisch auftat.
Mit Yoga in den Tag startend, konnte ich entschleunigen, bei mir ankommen, SEIN. Ich war glücklich, dass ich nach dem ersten Tag mit 8 Stunden Bergwandern meine Beine überhaupt noch treppauf, treppab bewegen konnte und den Abstieg am Abreisetag ohne Probleme gemeistert habe.
Selbstbelohnt
Zur Belohnung und als Andenken habe ich mir einen MuttekopfHoodie (im Partnerlook mit einer anderen Teilnehmerin in flieder…) gegönnt, den ich jetzt mit Freude im Alltag trage und der mich immer an diese erfüllten und intensiven vier Tage im Sommer erinnert.
Ich bin sehr dankbar für die gemachten Erfahrungen, den Wiedereinstieg in eine regelmäßige Praxis, das Kennenlernen neuer Menschen, die auf meiner Wellenlänge sind, neue Verbindungen.
Somit bleibt mir nur DANKE zu sagen und Dich, Ramona zu bitten, mir im nächsten Jahr wieder eine solche Chance zu schenken, bei der ich lebendig sein und wachsen kann!